I.
„De mortuis nil nisi bene!“ Gemeinhin wird dieses lateinische Diktum des Chilon von Sparta so verstanden, dass man über Verstorbene nur Gutes zu reden habe. Korrekt ist dieses Verständnis gleichwohl nicht. Richtig übersetzt bedeutet der Satz nämlich folgendes: „von den Toten nichts außer auf gute Weise“ zu sagen. Das lateinische bene ist ein Adverb und kennzeichnet die Art des Sprechens als gut im Sinne von moralisch richtig oder fair. Wenn wir nun vom Ableben der bisherigen Landtagspräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Sylvia Bretschneider, erfahren haben, dann gehört den Hinterbliebenen dieser SPD-Politikerin selbstredend unser volles Mitgefühl. Niemand sollte mit nur 58 Jahren aus dem Leben gerissen werden. Es ist aber auch ein Teil der Wahrheit, keineswegs unfair und somit im Sinne obigen Denkspruches, dass die studierte Diplomlehrerin mehr zur Spaltung unseres Landes beigetragen hat als irgendjemand sonst. Den „Kampf gegen rechts“ führte sie mit fanatischer Verbissenheit und missionarischem Eifer. Überparteilichkeit, gar Brücken bauen ist ihre Sache nie gewesen. Andersdenkenden begegnete Bretschneider mit kaum verhohlenem Hass und schürte damit neuen Hass bei jenen, die nicht glauben mochten, dass all dem vielleicht ehrenwerte Absichten zugrunde lagen. Folglich war sie als Landtagspräsidentin eine Fehlbesetzung. Die so aufgerissenen Gräben sind Hypothek und Herausforderung zugleich für künftige Amtsinhaber. Versöhnung ist aber möglich, wo Vergebung gelebt wird.
II.
Eher beiläufig vermeldeten die Medien jüngst, dass die Bundesbank die Ausgabe von 500-Euro-Scheinen soeben eingestellt habe. Begründet wird dieser Schritt, wie auch andere Einschränkungen bürgerlicher Freiheiten, mit Sicherheitsbedenken, seien doch gerade die großen Banknoten die am häufigsten gefälschten. Da mag Otto Normalverbraucher zunächst einmal erleichtert aufatmen. Wer ist schon gegen mehr Sicherheit? Bei Zeitgenossen, die sich Sorgen um den Fortbestand unseres Bargeldes machen, werden freilich sämtliche Alarmglocken klingeln. Ökonomen wie Professor Max Otte haben nämlich gewarnt, dass die Abschaffung der großen Scheine ein wesentlicher Bestandteil des Krieges gegen das Bargeld ist. Es verliert dadurch sukzessive seine Funktion als Wertspeicher. Danach folgen immer strengere Bargeldobergrenzen sowie Abhebelimits an Bankomaten. Die Nutzung von Bargeld soll mühsamer, unattraktiver werden. Unser Bargeld ist eines der letzten Hindernisse auf dem Weg zum gläsernen Bürger, mithin zum totalitären Staat. Ohne Bargeld sind wir nicht nur machtlos gegen diverse Formen der Enteignung, sondern unterliegen auch einer kompletten Überwachung durch die Regierung. Diese ist dann über jede Transaktion, die wir tätigen, stets informiert. Kartenzahlung bedeutet, dass der Staat genau weiß, wann wir wie viel Schokolade gegessen oder Alkohol getrunken, welche Restaurants oder Kneipen wir wann wie lange frequentiert und welche Bücher oder Zeitschriften wir uns gekauft haben. Auch können systemkritische Konsumenten jederzeit für bestimmte Dienstleistungen gesperrt werden. In China wird das bereits so gehandhabt. Sie halten das für Panikmache? Nun, bis vor kurzem hätte wohl niemand geglaubt, dass in Deutschland die Zensur wieder eingeführt würde. Doch es ist geschehen.
III.
Die Politik in Mecklenburg-Vorpommern ähnelt zuweilen jenen Volksschwänken über das Treiben der Bewohner des Städtchens Schilda – den Schildbürgern. Weil der Flughafen Rostock-Laage von immer weniger Airlines angesteuert wird, ist die Landesregierung auf eine reichlich verwegene Idee gekommen. Wenn dort schon keine Flugzeuge starten und landen, um die Leute in den Urlaub zu befördern, dann doch wenigstens Raketen. Kurzum, aus dem Flughafen inmitten der mecklenburgischen Pampa soll ein richtiger Weltraumbahnhof werden. Gegen visionäre Zukunftspläne für ein Land, dass seit Bismarcks Bonmot im Rufe steht, immer irgendwie ein paar Jahrzehnte zu spät dran zu sein, ist zunächst einmal nichts zu sagen. Doch anstatt buchstäblich nach den Sternen zu greifen, sollte man sich in Schwerin um Dinge kümmern, die naheliegender und vor allem drängender sind. MV braucht flächendeckendes, schnelles Internet. Ergänzt durch E-Government, Bürokratieabbau, günstige Strompreise und eine Start-up-Kultur, die den Namen verdient, würden so die elementaren Grundlagen für ökonomischen Fortschritt geschaffen. Estland zeigt wie es geht. Der „baltische Tiger“ ist als „e-Estonia“ die am weitesten digitalisierte Nation Europas. Weltweit rangiert Estland unter den Top-20 des Weltbank-Reports „Doing Business 2018“ und ist laut diesem gekennzeichnet von einer besonderen Unternehmenskultur, niedrigen Zinsen, großartiger Infrastruktur sowie einem unternehmensfreundlichen Steuer- und Rechtssystem. Große Marken wie Skype, Hotmail und Transferwise wurden von Programmierern aus Estland ins Leben gerufen. Hier sollte auch Mecklenburg-Vorpommern ansetzen und sich nicht in aberwitzigen Großprojekten verlieren, die am Ende des Tages sehr viel Geld gekostet aber wenig eingebracht haben werden.