Gedanken zur EU-Wahl: Europas zerbrochene Fenster

Im Jahre 1968 stellte ein junger Psychologieprofessor, unterstützt von ein paar Studenten der New Yorker Universität, mitten in der Bronx einen schon etwas älteren PKW ab. Er entfernte die Nummernschilder und ließ die Motorhaube geöffnet. Es dauerte keine zehn Minuten und schon begannen Passanten damit, das Auto auszuschlachten. Nach einem Tag waren sämtliche verwertbaren Teile entfernt und wenige Stunden später begann die sinnlose Verwüstung des Wracks. Kurz darauf wurde die Aktion im kalifornischen Palo Alto wiederholt. Es geschah nichts, außer dass ein besorgter Passant die offenstehende Motorhaube schloss.

Der Psychologe Philip Zimbardo wollte mit dieser Versuchsreihe nachweisen, wie Vorbeschädigungen eines Tatobjekts Diebstahl und weiteren Vandalismus nach sich ziehen, allerdings nur dann, wenn das soziale Umfeld bereits Schäden aufweist, mithin in den verwahrlosten Teilen der Städte. Zimbardo sollte übrigens Anfang der 1970er Jahre mit seinem Stanford-Prison-Experiment weltweite Aufmerksamkeit erregen.

Aus diesen und anderen Beobachtungen entwickelte sich die sogenannte “Broken-Window-Theorie” (dt. die Theorie der zerbrochenen Fenster), deren grundsätzliche Aussage darin besteht, dass eine zerbrochene Fensterscheibe schnell repariert werden muss, will man die sukzessive Zerstörung aller Scheiben im Gebäude und somit dessen völlige Verwahrlosung vermeiden.

Mit einer Fensterscheibe fängt es an

Wird analog dazu in einem ganzen Stadtviertel nichts gegen Verfall und Unordnung, Vandalismus, Graffiti, aggressives Betteln, herumliegenden Müll, öffentliches Urinieren, dröhnende Musik, Prostitution, Alkoholiker (die ihren Rausch ausschlafen), Drogenabhängige (die sich Spritzen setzen), trinkende und aggressiv-pöbelnde Gangs von Jugendlichen an Straßenecken, Drogenverkauf und dergleichen unternommen, hat das vergleichbare Folgen. Es gilt als Indiz dafür, dass sich niemand um diese Nachbarschaft kümmert, sie außer Kontrolle geraten ist.

In der Folge ziehen sich die Menschen auf ihren engsten Kreis zurück. Das Gebiet, für das sie sich verantwortlich fühlen, reduziert sich auf die eigene Wohnung. Damit unterliegt dann der öffentliche Raum nicht mehr einer informellen nachbarschaftlichen Überwachung von Kindern und Jugendlichen sowie verdächtigen Fremden. Wer es sich leisten kann, zieht weg. Häufig wechselnde Bewohner, deren Miete vom Sozialamt bezahlt wird, ziehen zu. Der Drogenhandel etabliert sich.

Unter den Nachbarn entstehen allmählich Misstrauen und die Überzeugung, dass in bedrohlichen Situationen niemand zur Hilfe käme. Diese Haltung wächst sich dann zur Verbrechensangst aus. Die räumliche und soziale Verwahrlosung ist damit Symptom für den Zusammenbruch grundlegender Standards zwischenmenschlichen Verhaltens. Das gilt nicht nur für Wohnbezirke, sondern auch für öffentliche Räume wie Schulen, Schwimmbäder, S- oder U-Bahn.

In US-amerikanischen Metropolen wurde immer wieder ein enormer Aufwand betrieben, den auf der Broken-Window-Theorie beruhenden Teufelskreis der Verwahrlosung ganzer Stadtviertel zu durchbrechen. Manche Nachbarschaften, in die sich früher kein Polizist allein traute, gelten heute als Musterkieze wie zum Beispiel Harlem in New York. Diese Trendumkehr setzt freilich das Vorhandensein von Ressourcen voraus, die außerhalb jener Problemregionen erwirtschaft werden müssen – zum Beispiel im kalifornischen Palo Alto, dem Ort des zweiten Teils von Zimbardos wegweisendem Experiment. Genau dort entstand beinahe zeitgleich in einer Garage das Unternehmen Hewlett-Packard und mit ihm das heutige Silicon Valley.

Mit diesem Wissenshintergrund sollte uns um Deutschland und Westeuropa angst und bange werden. Hier können wir erleben, wie die von der Broken-Window-Theorie beschriebenen destruktiven Mechanismen nicht nur eine Straße oder ein Stadtviertel erfassen, sondern komplette Staaten. Natürlich gab es auch hierzulande vor allem in den Ballungsräumen schon immer Problemviertel, auf die obige Charakteristika zutrafen und die von jenen Bürgern gemieden wurden, die dort nichts zu verrichten hatten. Indes erfassen die Erscheinungen, für die das Bild vom zerbrochenen Fenster metaphorisch steht, auch die besseren Wohnlagen, ja sogar die Innenstädte selbst.

Innere und äußere Verwahrlosung

Wir sehen das hier in Rostock sehr gut aber eben nicht nur dort. Professor Zimbardo hätte im gewissen Sinne seine Freude. Das ist insofern interessant, als große Teile des Stadtzentrums sowie angrenzender Wohngebiete mit älterer Bausubstanz nach einer Periode des Verfalls während der DDR-Zeit nach der Wiedervereinigung mit erheblichem Aufwand saniert und restauriert worden sind. Es ist wichtig, an der Stelle deutlich zu machen, dass der marode Zustand der Städte im SED-Staat mit dessen Mangelwirtschaft zusammenhing, während die Einwohner selbst durchaus bemüht waren, im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten dem Broken-Window-Effekt entgegenzuwirken.

Heute nun hat sich die Situation umgekehrt. Die Marktwirtschaft offeriert zwar einen regelrechten Überfluss an allem, was man benötigt, um den städtischen Lebensraum zu verschönern und doch sind die Spuren des Niedergangs allenthalben unübersehbar. Kaum ein Gebäude, das nicht mit Graffiti beschmiert ist, Laternen und Parkbänke sind mit unzähligen Aufklebern verunziert. Parkanlagen verwildern und ähneln zuweilen Müllkippen. Brunnen funktionieren nicht mehr, Denkmäler werden geschändet. Zwischen den Kantsteinen der Straßen wuchert das Unkraut. Betrunkene verrichten dringende Bedürfnisse vor aller Augen in Hausecken. Parallel dazu steigt die Drogen- und Gewaltkriminalität bis hin zu Gruppenvergewaltigungen in Grünanlagen. Wie konnte es soweit kommen?

Es greift freilich zu kurz, das Phänomen reflexartig auf die ungesteuerte Massenmigration der letzten Jahre zurückzuführen. Vielmehr geht der äußeren die innere Verwahrlosung eines Volkes voraus. Die wiederum wurde tatsächlich politisch verursacht und kann überall dort besichtigt werden, wo der linksgrüne Zeitgeist ungehindert und unwidersprochen sein Unwesen treibt. Man kann sogar so weit gehen und konstatieren, dass der Broken-Window-Effekt desto intensiver zutage tritt, je größer der Anteil linker Wähler ist. Die Diffamierung und rigorose Negierung jener “bürgerlichen” Werte und Prinzipien, die seit Jahrhunderten für ein gedeihliches Zusammenleben von uns Menschen sorgen, zerstört auf lange Sicht die Zivilisation an sich mitsamt ihren Errungenschaften.

Patriotismus als Lösung?

Fazit: Die Erziehung eines Volkes zum Hass auf alles Eigene sowie die daraus resultierende Erosion der kulturellen Identität einer Nation führen nachgerade zwangsläufig zu einem Mangel an Motivation dieses Eigene zu pflegen und zu erhalten. Dies umso mehr als die Verbindung zwischen den Generationen durch die Diskreditierung der traditionellen Familie im Zuge einer so aggressiven wie destruktiven Identitätspolitik eine Pflege des Bestehenden sinnlos erscheinen lässt. Menschliche Gemeinschaften mit einem hohen Grad an Patriotismus hingegen neigen stattdessen eher zu einer Wertschätzung von allem, was deren in Jahrhunderten gewachsene Identität repräsentiert.

Diese Schlussfolgerung weist den Weg für eine Heilung dessen, was eine viel zu lange Ära der alles durchdringenden Herrschaft des kulturmarxistischen Zeitgeistes mit seiner dekonstruktivistischen Umwertung aller Werte angerichtet hat. Nur eine Rückkehr zum Patriotismus sowie eine Besinnung auf jene Ideen und Werte, die unsere Zivilisation groß gemacht haben, kann die vielen kaputten Scheiben im europäischen Haus wieder reparieren und diesen Kontinent einer neuen Renaissance entgegenführen.

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