Irrweg Querfront

Am vergangenen Samstag fand in Berlin eine schon im Vorfeld heiß diskutierte Großdemonstration statt. Den beiden Initianten – der Kommunistin Sahra Wagenknecht sowie der Altfeministin Alice Schwarzer – ging es nach eigenen Angaben um Frieden in der Ukraine und ein Ende des dort seit einem Jahr tobenden Krieges mit Russland.

Anders als jene seltsame Phalanx aus Bundesregierung und nahezu sämtlichen Oppositionsparteien (wenn man von einem Teil der AfD mal absieht), sehen Wagenknecht und Schwarzer nebst ihrer Unterstützer die Lösung des Problems nicht in forcierten Waffenlieferungen an die Selenskyj-Administration, sondern in Verhandlungen.

Auf welcher Basis vermittels diplomatischer Bemühungen der Gordische Knoten zwischen Moskau und Kiew zerschlagen werden könnte, bleibt vorderhand unklar. Gleichwohl ist es völlig legitim, abseits von militärischen Überlegungen nach Wegen aus diesem schwersten Konflikt in Europa seit 1945 zu suchen.

An dieser Stelle soll es jedoch um innenpolitische Nebenwirkungen besagter Krise hier in Deutschland gehen. Denn seit Sahra Wagenknecht immer akzentuierter zur Galionsfigur des linken Widerstandes gegen die “Kriegstreiber” der Mainstreampolitik und deren mediale Büchsenspanner geworden ist, fällt auf der rechten Seite des friedensbewegten Spektrums immer häufiger ein schon etwas verblichener Begriff: Querfront.

Ursprünge des Querfront-Konzeptes

Historisch betrachtet bekam die Idee von der Querfront während der Endphase der Weimarer Republik eine nicht zu unterschätzende politische Bedeutung. Seinerzeit herrschte in rechtskonservativ-nationalistischen Kreisen die Auffassung, der Parlamentarismus und ein Kapitalismus angelsächsischer Prägung seien dem Deutschen a priori wesensfremd. Man favorisierte stattdessen eine Art klassenlose Volksgemeinschaft, wie man sie in der Stammeskultur der alten Germanen vorbildhaft zu erkennen glaubte.

Es lag selbstredend nahe, dass die Protagonisten des Querfront-Gedankens glaubten, durch eine Symbiose aus dem Patriotismus von rechts und den sozialpolitischen Bestrebungen von links die inneren Widersprüche der siechen Weimarer Republik auflösen zu können. Also war vor allem Reichskanzler Kurt von Schleicher bemüht, eine Allianz aus rechten Sozialdemokraten und Gewerkschaftern, der Reichswehr und dem linken Flügel der NSDAP zu schmieden. Ziel war ein autokratisch regiertes Deutschland mit einer nationalkorporativen Wirtschaftsordnung sowie einer außenpolitischen Öffnung zur kommunistischen Sowjetunion.

Letztlich scheiterten die Bestrebungen einer solchen Querfront an den widerstreitenden Interessen der einzelnen Akteure, vor allem aber am Machtanspruch Adolf Hitlers. Dem war wohl schon zu jener Zeit klar, dass er seine außenpolitischen und militärischen Ziele niemals auf diese Art würde erreichen können.

Querfront wieder da?

Indes lebt die Idee einer “Querfront” augenscheinlich wieder auf. Es ist der durchaus aparte Fall eingetreten, dass große Teile der Rechten die Verwicklung Deutschlands in diesen Krieg ebenso vehement ablehnen wie das nicht wenige traditionalistische Linke tun. Es soll uns hier nicht um die Argumente für oder gegen eine solche Haltung zu tun sein, sondern um die Frage, ob dieser lagerübergreifende Widerstand gegen die Politik einer als bürger- und freiheitsfeindlich empfundenen Elite tatsächlich in einen dauerhafter Schulterschluss zwischen rechts und links münden sollte.

Schon während der Proteste gegen die Coronapolitik vor allem des Merkel-Regimes frohlockten allerlei illustre Zeitgenossen wie der schillernde COMPACT-Herausgeber Jürgen Elsässer, nun sei die Stunde gekommen, da die Bürger sich nicht mehr aufeinanderhetzen ließen, sondern gemeinsam für ein Ziel stritten.

Und der nicht minder polarisierende AfD-Landesvorsitzende von Thüringen, Björn Höcke, lud dieser Tage die Marxistin Sahra Wagenknecht ein, sich seiner Partei anzuschließen. Schließlich könne sie in der SED alias Die Linke ihre politischen Ziele nicht mehr verwirklichen. Das ist schon fast die drollige Umkehrung einer Kampagne der SED am Ende der 1940er Jahre. Seinerzeit warb die spätere DDR-Staatspartei um ehemalige NSDAP-Anhänger mit der Parole “Wir verwirklichen, was Hitler bloß versprochen hat”.

Hat Björn Höcke die nicht nur äußerlich an Rosa Luxemburg erinnernde Ikone der Linken zum Parteiwechsel aufgefordert, um noch mehr Zank und Streit unter deren Genossen zu schüren oder ist er tatsächlich der Meinung, dass Sahra Wagenknecht eigentlich doch in die AfD gehöre?

Es offenbart sich hier einmal mehr das große Manko der selbsternannten Alternative für Deutschland: Auch nach einem Jahrzehnt turbulenter Existenz verfügt diese Partei über kein stringentes und verbindliches gesellschaftspolitisches Gesamtkonzept. Wohin will die AfD vor allem auch ökonomisch und sozialpolitisch?

Querfront bedeutet Anschlussfähigkeit der demokratischen Rechten für die Ideen des Bolschewismus und deren Verquickung mit patriotischem sowie ethnopluralistischem Gedankengut. Sind das die Zukunftsvisionen wenigstens in Teilen der AfD, nachdem sie ja als dezidiert marktwirtschaftlich ausgerichtete, kapitalismusaffine Partei gegründet wurde? Momentan jedenfalls ist sie weder Fisch noch Fleisch.

Gemeinsamkeiten sind nur oberflächlich

Machen wir uns nichts vor. Sahra Wagenknecht ist eine erklärte Marxistin und verfolgt das Ziel, dem Kommunismus zum endgültigen Durchbruch zu verhelfen. Von ihren Genossen unterscheidet sie sich nur im Hinblick auf den Weg dorthin und durch eine wesentlich schlauere Agitation. Kurzum verkauft sie die historisch eigentlich komplett diskreditierte marxistisch-leninistische Ideologie nur sehr viel raffinierter als die meisten anderen Linken.

Alice Schwarzer ist die Wegbereiterin eines zügellosen Feminismus und somit mehr als irgendjemand sonst verantwortlich für das heute krebsartig um sich greifende Phänomen der Genderideologie. Wenn sie mit den Protagonisten letzterer jetzt über Kreuz liegt, hat das weniger damit zu tun, dass sie im Alter wieder normal geworden wäre, sondern weil die LGBTQ- und Transfraktion der Alphafrau die Show stiehlt.

Querfront mit so etwas? Das kann nicht der Ernst eigentlich doch kluger Leute wie Höcke und Elsässer sein!

Die deutsche Rechte braucht die Marxisten nicht, um am Ende des Tages dieses Volk mehrheitlich für ihre Sache zu gewinnen. Jene steht für sich selbst. Im Gegenteil ist und bleibt der Kommunismus der schlimmste Feind aller freiheitlichen Patrioten. Es gilt, diesen Gegner zu entlarven und zu bekämpfen, anstatt ihn noch weiter hoffähig zu machen.

Aktuell nutzen die Kommunisten den sogenannten Klimaschutz als Vehikel. Was in Lenins Tagen noch Revolution genannt wurde, wird heute als “Große Transformation” verharmlost. Den proletarischen Internationalismus ersetzte die Globalisierung im Sinne der Zerstörung historisch gewachsener nationaler Strukturen. Die Folgen sind freilich immer gleich: Verlust von Freiheit und kultureller Identität, Schaffung eines als “neue Menschen” euphemisierten Sklavenvolkes, weitgehende Armut sowie brutalste politische Repressionen zum Zwecke der Machtsicherung einer korrupten Nomenklaturkaste.

Man kann nur hoffen, dass die AfD als Flaggschiff der freiheitlich-patriotischen Bewegung in Deutschland ihren marktliberalen, wirtschaftsfreundlichen Wurzeln treu bleibt und den Querfront-Gedanken in der Mottenkiste ideologischer Irrtümer belässt. Sozialismus bedeutet stets auch ökonomischer Niedergang. Wir erleben das gerade. Das überaus erfolgreiche Modell des “rheinischen Kapitalismus” soll einer Ökoplanwirtschaft weichen, an deren Ende unser Land aussehen dürfte wie Kambodscha unter den Roten Khmer.

Wer solches unter dem Schlagwort der “Querfront” für erstrebenswert hält, arbeitet nicht zuletzt jenen Mächten in die Hände, denen wir uns eigentlich doch mit aller Kraft widersetzen wollen.

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