Keine feste Burg – Die Ketzersekte EKD

Vor einiger Zeit schrieb der Kantor der evangelisch-lutherischen Innenstadtgemeinde von Rostock unter einen meiner Beiträge auf Facebook, er hätte ja schon lange von mir nichts mehr gesehen oder gehört und das sei gut und bliebe auch so. Leider wäre ihm aber dieser Text untergekommen – der setzte sich kritisch mit dem Klimaschutz auseinander – weswegen er, Karl-Bernhardin Kropf, sich nun veranlasst sah, darauf zu reagieren. Allerdings verbitte er sich fürderhin jede weitere Belästigung. Dazu muss man wissen, dass ich über viele Jahre ein sehr aktives Mitglied eben jener Gemeinde war.

Für einen Kirchenmann fand ich das ein seltsames Verhalten. Sollte so jemand nicht gerade bemüht sein, jede Gelegenheit zu nutzen, um ein aus seiner Sicht verirrtes Schaf in den Schoß der Kirche zurückzuführen? Ich musste an die biblische Geschichte vom Zöllner Zachäus denken. Der lebte in Jericho und kletterte auf einen Maulbeer-Feigenbaum, um trotz seiner geringen Körpergröße den Einzug Jesu in die Stadt gut verfolgen zu können. Völlig überraschend begrüßte der Herr den kleinen Zachäus mit Namen und kehrte später sogar in dessen Haus ein. Jene vom Schlage des Herrn Kropf rümpften darob die Nase und murrten, denn die in römischen Diensten stehenden Zöllner galten ihnen als unrein und sündhaft. Mit dieser Mischpoke wollten sie nichts zu tun haben. Jesus aber blieb unbeirrt: “Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.” (Lukas 19:10)

Jesus spricht zu Zachäus

Wir dürfen indes davon ausgehen, dass Christus es heute nicht minder schwer hätte, würde er sagen wir mal einen AfD-Politiker nicht nur am Straßenrand begrüßen, sondern ihn auch noch daheim besuchen zum Nachtessen. Auch Martin Luther hätte innert kurzem ein halbes Dutzend Verfahren wegen Volksverhetzung am Hals, würde er heute plötzlich wieder leibhaftig auftauchen und die nächstbeste Kanzel besteigen. Die Evangelische Kirche in Deutschland ist zu einem Hort der Gottlosigkeit verkommen, einer linksgrünen Ketzersekte, der jedes Jahr eine Großstadt von der Größe Magdeburgs den Rücken kehrt.

Gleichwohl muss die Frage erlaubt sein, ob Gott sich jemals wohlgefühlt hätte in jener Kirche, die von Beginn an auch Stütze der Mächtigen sein wollte, sein musste und eben nicht nur als seligmachende Zuflucht für die Verlorenen konzipiert war. Das ist sie bis heute geblieben.

Im Zusammenhang mit dem jüngsten Reformationstag flammte mal wieder die Debatte auf um das eine “Judensau” darstellende Relief an der Chorfassade der Wittenberger Stadtkirche. Man hatte das antijudaistische Bildwerk aus dem Jahre 1290 bereits mit einer erklärenden Tafel versehen, doch nun forderte der evangelische Landesbischof von Hannover, Ralf Meister, nicht nur eine Demontage, sondern die komplette Zerstörung. Nichts dürfe übrig bleiben.

Mittelalterliches Relief mit “Judensau” an der Wittenberger Stadtkirche (um 1290)

Tilgen und ausmerzen, was nicht ins offiziell gewünschte Geschichtsbild passt – das war übliche Praxis in totalitären Systemen wie der stalinistischen Sowjetunion oder der SED-Diktatur. Nun also auch die Kirche. Freilich gerade diese, denn wer so unerbittlich vom hohen moralischen Ross herunter zu Gericht sitzt über jene, die sich dem neomarxistischen Zeitgeist verweigern, die aufbegehren wider die linksgrünen Machthaber, der möchte die Rostflecken auf der eigenen schimmernden Wehr nur allzu gerne unsichtbar machen.

Dabei ist die Judensau nur eines von vielen Symbolen für die Willfährigkeit vor allem der Evangelischen Kirche gegenüber der jeweils herrschenden Ideologie. Nehmen wir nur den Theologen Walter Grundmann (1906-1976). Der hob auf Betreiben der Deutschen Christen (DC) im Mai 1939 ein “Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben” aus der Taufe. Passenderweise erfolgte der Gründungsakt auf der Wartburg bei Eisenach. Wichtigstes Ziel des an der Universität Jena angesiedelten Instituts war die Erarbeitung und Herausgabe einer “entjudeten Bibel”. Schon zuvor, nur eine Woche nach der sogenannten Reichspogromnacht 1938 waren die evangelischen Landesbischöfe schriftlich übereingekommen, ein kirchliches “Entjudungsamt” zu gründen, um “die Verjudungsherde in Christentum und Kirche zu eliminieren”.

Die Wartburg 1939 (links) und das Eisenacher “Entjudungsinstitut” in der Bornstraße 11

Um Juden geht es den EKD-Theologen heute nicht mehr. Doch ist der Ungeist jenes bizarren Instituts noch immer höchst lebendig. In der DDR, wo Walter Grundmann den zweiten Teil seiner akademischen Karriere absolvierte und nebenbei als IM Berg der Geheimpolizei des SED-Regimes zu Diensten war, versuchte man unter dem Motto “Kirche im Sozialismus”, das Christentum mit dem Marxismus-Leninismus in Einklang zu bringen.

Würden Grundmann und die Seinen noch leben, hätten sie erneut keine Schwierigkeiten, sich diesmal den Erfordernissen der “großen Transformation” unterzuordnen, sich an deren Gelingen eilfertig zu beteiligen, flink und fleißig den Mächtigen zur Hand zu gehen. Mittlerweile gibt es die “Bibel in gerechter Sprache” als sozusagen entgegengesetztes Extrem zur judenfreien Bibel der NS-Kirche. Es ist der nächste Versuch, Gott und seinen Heilsplan in ein von Menschen erdachtes ideologisches Korsett zu zwingen und die Universalität von beidem letztlich zu negieren.

Auch deswegen hasst die grüne “Kulturstaatsministerin” Claudia Roth den Bibelvers an der Kuppel des Berliner Stadtschlosses so vehement, will ihn gar entfernen lassen. “Es ist in keinem andern Heil, (…) denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.” Von den bolschewoken Zeloten wird in dieses Zitat aus dem Philipperbrief im Neuen Testament ein Allmachtsanspruch des Christentums hineinphantasiert. Tatsächlich geht es eher darum, dass der Mensch nur vor Gott und niemandem sonst auf die Knie fallen solle – auch nicht vor den Grünen und ihrem Klimagötzen. Auch deswegen musste das Kreuz verschwinden aus dem Friedenssaal des Münsteraner Rathauses. Während der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) sich noch in der Rechtfertigung gegenüber Gott sah, interessiert es eine selbsternannte “Weltinnenministerin” Annalena Baerbock nicht einmal mehr, was ihre Wähler daheim denken. Verantwortungslosigkeit in höchster Vollendung.

Bibelvers an der Kuppel des wiederaufgebauten Berliner Stadtschlosses

Gegen keine dieser Anmaßungen hat die Kirche je protestiert. Warum auch? Längst ist sie zu einem Hort der Gottlosigkeit verkommen, zu einer grünen, neomarxistischen Ketzersekte. Deren Zweck besteht in nichts anderem, als die wohlstandsverwahrloste Bionade-Bourgeoisie mit mundgerechter Wohlfühlesoterik zu versorgen und selbst den bizarrsten Auswüchsen eines von schrankenlosem Hedonismus geprägten Zeitgeistes den Anschein des Transzendenten zu verleihen. So geschehen auf der jüngsten EKD-Synode in Magdeburg.

Anstatt einen Grünen-Sonderparteitag im geistlichen Mäntelchen abzuhalten, gäbe es für die EKD nun wahrlich genug Themen, wenn sie noch den Menschen im Blick hätte: Wo ist Gott in Zeiten des Krieges, in all dem Leid um uns herum? Welchen Trost hält die christliche Botschaft bereit für jene, die nach Corona nun in der nächsten Krise an Inflation, Heizkosten und zum Beispiel daran verzweifeln, dass Waffenlieferungen in die Ukraine (auch in den Augen der Kirche) ein Gebot der Stunde sein sollen? Viel lieber verfügten die Synodalen für alle Dienstfahrten in kirchlichem Auftrag aus Gründen des Klimaschutzes ein Tempolimit. Jesus Christus als Verkehrspolizist, die Bibel als StVO. Kann sich keiner ausdenken. Der Teufel höchstens.

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