Auf ins Patrioversum! Plädoyer für eine alternative Zivilgesellschaft

Als nach der AfD-Demonstration am 8. Oktober in einem Berliner Lokal mehrere Spitzenfunktionäre der Partei sich trafen, um die Aktion auszuwerten, kam schnell die Frage auf, warum nicht mehr Bürger teilgenommen hatten. Seitens der AfD war die Kundgebung viele Wochen im voraus bundesweit sehr aufwendig beworben worden. Selbst die Busfahrten in die Hauptstadt hatte der Parteivorstand subventioniert, um den eigenen Leuten die Entscheidung über den Tagestrip nach Berlin zu erleichtern. Trotzdem waren nur rund 8.000 Menschen gekommen. Hinter vorgehaltener Hand gab es keine Zweifel, dass diese Zahl recht dürftig sei in so dramatischen, krisengeschüttelten Zeiten. “Wir müssen mehr auf die Straße”, war das Fazit des Abends.

Nun sollen die Dilemmata der AfD hier nicht das Thema sein. Virulent bleibt freilich die Frage, wie die freiheitlich-patriotischen Kräfte erfolgreich einen möglichst starken und wirkmächtigen Widerstand gegen das verheerende Treiben der Machthaber in Deutschland organisieren können. Mit einem lapidaren “Wir müssen mehr auf die Straße” ist es selbstredend nicht getan. Letztlich bedarf es vorderhand sehr mühsamer Graswurzelarbeit, um die potentiell widerständigen Bürger zu organisieren und hierbei wiederum eines langen Atems. Am Ende des Weges steht die Etablierung einer freiheitlich-patriotischen Zivilgesellschaft als Alternative zur bestehenden und staatlicherseits aus Gründen der Herrschaftssicherung massiv geförderten linken Zivilgesellschaft.

Im Zuge der 1968er-Revolte gegen die bürgerlich-demokratische Ordnung der Nachkriegszeit erkannten die marxistisch und maoistisch geprägten Rädelsführer jener Bewegung recht schnell, dass revolutionäre Umstürze im Sinne der reinen Lehre nach Marx, Engels und Lenin in Westeuropa nicht funktionieren würden. Zu wenig attraktiv war das, was dabei herauskommen sollte. Also verlegte man sich auf eine langsame, auf Jahre und Jahrzehnte angelegte Strategie, nämlich die sukzessive Unterwanderung der Gesellschaft durch unzählige NGO’s, Vereine, Initiativen und Projekte, mithin die Schaffung dessen, was heuer mit dem Schlagwort Zivilgesellschaft betitelt wird. Schritt für Schritt hat man Deutschland durchdringen können, wie die Hefe einen Teig.

So wurden die Menschen allmählich daran gewöhnt, nach und nach unter Bedingungen zu leben, die von den Verhältnissen im seinerzeitigen kommunistischen Ostblock nicht mehr allzu weit entfernt sind. Es ist der Tag nicht fern, da wir in Deutschland einen “Point of no Return” erreicht haben werden, ab dem es äußerst schwer, wenn nicht gar unmöglich werden dürfte, das Schlimmste noch irgendwie zu verhindern oder gar einen Roll-back zuwege zu bringen. Mit ab und zu mal auf die Straße gehen und ansonsten in den ohnedies weitgehend entmachteten Parlamenten durchaus gute aber letztlich wirkungslose Reden schwingen, ist es fürderhin nicht getan.

Völlig illusorisch ist freilich auch die Idee, man könne sich ja in die bestehenden zivilgesellschaftlichen Strukturen einbringen und diese dann peu à peu auf unseren Kurs bringen. Ich weiß aus eigenen Erfahrungen, dass derlei völlig unmöglich ist, wir damit schlechterdings nur Kraft und Zeit vergeuden. Diese Strategie ist ungefähr so erfolgversprechend, wie die Hoffnung vieler wohlmeinender DDR-Bürger seinerzeit, die glaubten durch ihr Engagement in der SED oder wenigstens in einer der sogenannten Blockparteien das System von innen heraus verändern zu können. So wie ehedem hat auch der heutige Linksstaat – dem Wesen nach eine eigene Paralellelwelt – nachgerade unüberwindliche Abwehrkräfte, die eine fruchtbringende Reformierung von innen sinnlos erscheinen lassen.

Ich habe das persönlich in der Rostocker Innenstadtgemeinde der evangelischen Kirche erlebt. Deren Strukturen sind komplett unterwandert von linken Organisationen wie den Grünen, der SED/Die Linke, der SPD, der Antifa sowie von allen möglichen ökologischen, feministischen und LGBTQ-Akteuren. Sobald man konservative und patriotische Sichtweisen auch nur anklingen lässt, beginnt ein Aussonderungsprozess, an dessen Ende man je nach Nervenstärke früher oder später selbst das Handtuch wirft. Man kann wie ich in jenen Jahren noch so engagiert sein, jeden Sonntag zum Gottesdienst gehen, Veranstaltungen organisieren und Woche für Woche die Senioren der Gemeinde besuchen – es nützt nichts. Hat jemand erkennbar die falsche Gesinnung, wird er gnadenlos zur Kirchentür hinausgemobbt.

Wir freiheitlichen Patrioten haben also keine andere Wahl, als uns eine eigene Zivilgesellschaft zu erschaffen, eine Art Patrioversum, in dem wir unter uns sind. Wir sollten endlich aufhören, den Linken gefallen zu wollen in der Hoffnung, bei entsprechendem Wohlverhalten irgendwann einmal satisfaktionsfähig zu sein. Nein, wir wollen die Linken und ihre ganze neomarxistische, von Nihilismus und Selbsthass geprägte Welt sich selbst überlassen und fürderhin unser eigenes Ding machen. Auf diese Weise kann alles, was gut und erhaltenswert ist an deutscher kultureller Identität in einem möglichst autarken Schutzraum noch die schlimmsten Zeiten überstehen. Martin Sellner brachte unlängst die Idee einer Sammlung aller deutschen Patrioten in Sachsen zur Diskussion. Ich aber stelle mir keine buchstäbliche Sammlung an einem konkreten geographischen Ort vor, sondern eine geistige Absonderung nach dem Motto: Wir leben in dieser irren Welt aber nicht mit ihr! Freilich ist das keineswegs gleichbedeutend mit Weltfremdheit.

Es mag in den Ohren mancher ketzerisch klingen aber ich habe an dieser Stelle ausgerechnet die Parallelwelten der muslimischen Einwanderer in den deutschen Ballungsräumen vor Augen. Die Motive mögen unterm Strich nicht mal andere sein. Es geht um die Bewahrung des Eigenen in einer fremdartigen Umwelt, der man sich aus Gründen des kulturell-identitären Selbstschutzes nicht zugehörig fühlt, der man nicht zugehörig sein möchte. Wir wollen die Folgen einer komplett gescheiterten Integrationspolitik hier nicht bewerten, schon zumal wir auf absehbare Zeit nichts daran werden ändern können. Vielmehr wollen wir dieses Phänomen der weitgehenden migrantischen Autarkie in Teilen Deutschlands mit den nüchternen und kühlen Augen des Technikers betrachten. Dann erkennen wir, dass das Prinzip durchaus funktioniert.

Kurzum, warum sollen wir freiheitliche Patrioten es nicht ähnlich machen. Vor einiger Zeit schrieb ich an dieser Stelle über die Rolle des bulgarischen Rila-Klosters während der Jahrhunderte osmanischer Besatzung in Südosteuropa. Der Grundgedanke bleibt freilich derselbe. Bei realistischer Betrachtung der Lage kommen wir nicht umhin, zu erkennen, dass wir Strukturen schaffen müssen, innerhalb derer unsere kulturelle Identität auch unter schwierigsten Bedingungen langfristig überleben kann.

Was hindert uns daran, eigene Sportklubs und Kulturvereine, eigene christliche Gemeinden und Sozialverbände, eine eigene Musik- und Kunstszene zu erschaffen, in denen wir gemäß unserer freiheitlich-patriotischen Gesinnung miteinander Gemeinschaft pflegen? Was hindert uns daran, eigene wirtschaftliche Strukturen aufzubauen, die es ermöglichen, dass wir nur noch zu dem Friseur, Autohaus, Bäcker, Lebensmittelladen, Beerdigungsinstitut, Reisebüro usw. gehen, dessen Inhaber einer von uns ist? Das ist natürlich auch eine Frage der wechselseitigen Solidarität unter den Bedingungen sich stetig verschärfender staatlicher Repressionen. Da kommt es auf zivilgesellschaftlichen Zusammenhalt an.

Die AfD hat diese Dimension des Kampfes für unsere gerechte Sache völlig verpennt und glaubt noch immer, es reiche, im Bundestag sowie in den Landtagen präsent zu sein, den einen oder anderen spektakulären Auftritt hinzulegen. Weit gefehlt! Deswegen gibt es nun in Mecklenburg-Vorpommern die Vernetzungsplattform Küstenwende – Freiheitliches Forum e.V.! Wie im biblischen Gleichnis vom Senfkorn wollen wir dazu beitragen, dass die Vision von einer alternativen Zivilgesellschaft, eines Patrioversums, Schritt um Schritt möglichst bald Wirklichkeit wird. Macht also mit, denn Freiheit ist die Lösung!

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1 Kommentar zu „Auf ins Patrioversum! Plädoyer für eine alternative Zivilgesellschaft“

  1. Lieber Holger.
    Du hast wieder mal in Allem, was Du geschrieben hast, den Nagel 100%-ig auf den Kopf getroffen. Nur darin besteht der Weg der Hoffnung. Die Handlungen von ferngesteuerten Feinden ihrer Heimat in den Parlamenten und die schwachsinnigen Glaubensvorstellungen von Zombies, praktisch Gehirntoten, ändert man nicht mit Argumenten oder Reden im Bundestag. Wenn man das nicht erkennt, dann ist man auf dem Holzweg in eine “Zukunft”, die wir normal denkende Menschen nicht wollen. Wir können nur unser eigenes Ding in einem Umfeld machen, in dem wir uns zuhause fühlen.

    Herzliche Grüße aus Rostock nach Rostock!

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