Weihnachtsbotschaft: Das Wunder der Vergebung

Liebe Mitstreiter!

In wenigen Tagen ist Weihnachten, geht das Jahr 2019 zu Ende und mit ihm ein weiteres Jahrzehnt. In dieser Zeit des Besinnens wenden sich unsere Gedanken dem Grundsätzlichen zu. Fragen nach dem Leben und seinem Sinn kommen auf oder wie Alfred Delp schrieb, wir Menschen werden wach zu uns selbst. Und Gustav Heinemann wusste, dass „Weihnachten die Frohen und Lebenstüchtigen froher, die Betrübten aber, die schwer am Leben tragen, trauriger macht. Weihnachten macht bewusster als jeder andere Tag, wer im Lichte und wer im Schatten lebt.“ Das freilich ist nicht gottgegeben, sondern obliegt jedem selbst, nämlich sich zu entscheiden, ob man zu den Frohen oder zu den Betrübten gehören will. Es sind eben nicht nur die äußeren Umstände, es ist vor allem unsere innere Einstellung, die darüber entscheidet, ob es denn eine schöne Zeit und ein guter Rutsch gewesen sein wird.

Wer sich in die Politik begeben hat – schon von Bismarck, der doch leidenschaftlicher Politiker war, als „unwürdiges Gewerbe“ geschmäht – der muss hin und wieder darum kämpfen, nicht auf der Seite der Betrübten zu landen. In Abwandlung eines Satzes von Nikolai Gogol lässt sich feststellen, dass es der Fluch der Politik ist, die Niedertracht für eine Umgangsform zu halten. Das gilt nicht nur für die Anderen, sondern man muss auch selbst aufpassen, kein Quell der Bösartigkeit zu werden. Weihnachten kann da helfen! Die Geburt Jesu Christi als ultimativer Akt der Vergebung, adressiert an ein renitentes, zuweilen auch verderbtes Menschengeschlecht, soll uns dereinst Erlösung und Errettung bescheren. In dieser Gnade Gottes liegt aber auch die Hoffnung, dass sich seine auf die Zeit danach gerichtete Großherzigkeit bereits in unserem diesseitigen, irdischen Leben widerspiegeln möge.

Die niederländische Christin und Widerstandskämpferin Corrie ten Boom hat das Wunder der Vergebung wahrscheinlich mehr gelebt als irgendwer sonst. Während des Zweiten Weltkrieges versteckte sie in Haarlem zahlreiche Juden vor dem Zugriff der Nazis. Im April 1944 flog sie auf und wurde mit ihrer Schwester ins KZ Ravensbrück verbracht. Anders als letztere überlebte Corrie ten Boom und kehrte nach der Befreiung in ihre Heimat zurück. Fortan galt ihr gesamtes Wirken einer Heilung der seelischen Wunden, die der Krieg in Europa geschlagen hatte. Ihrer Überzeugung nach konnten Hass und Bitterkeit zwischen Siegern und Besiegten, Opfern und Tätern nur dann überwunden werden, wenn sich die Bereitschaft zur Vergebung allgemein durchsetzen würde. Also reiste sie von Land zu Land und hielt Vorträge über Vergebung, die nur durch Gottes Hilfe möglich sei.

In ihrem Buch „Wie Er uns trägt“ berichtet Corrie ten Boom über ein Erlebnis, welches ihre eigene Vergebungsbereitschaft dramatisch auf die Probe stellte. Nach einem Vortrag in München zu Weihnachten 1947 kam ein Mann auf sie zu, den sie als einen der SS-Aufseher im KZ Ravensbrück wiedererkannte. Jener allerdings vermochte sich ganz offenkundig nicht mehr an sein früheres Opfer zu erinnern. Gleichwohl lobte er das Referat der entsetzten Frau und gestand unumwunden ein, während des Krieges unter anderem in eben jenem Lager sehr viele Grausamkeiten begangen zu haben. Indes sei er Christ geworden und lebe nun in der Gewissheit, dass Gott ihm fürderhin vergeben hätte. „Doch würde ich es so gerne auch aus Ihrem Munde hören, Fräulein“, sagte er zu Corrie ten Boom. Dann streckte er ihr seine Hand entgegen und fragte: „Werden auch Sie mir vergeben?“ Die Beiden standen sich eine gefühlte Ewigkeit gegenüber und die Holländerin rang mit sich und Gott, wissend, dass sie in diesem Moment die Gültigkeit ihrer eigenen Botschaft an sich selbst unter Beweis stellen musste. Schließlich ergriff sie die Hand des Mannes und rief: „Ja, ich vergebe Ihnen von ganzem Herzen!“ Ein Wunder war geschehen.

Wenn dereinst der Bann gebrochen sein wird, der unsere Gesellschaft gespalten hat, und es gilt, die wechselseitigen Feindseligkeiten zu überwinden, ist Vergebung der Schlüssel zu einer gedeihlichen Zukunft in unserem gemeinsamen Deutschland. Bis es soweit ist, können wir schon mal üben und die Weihnachtszeit nutzen, um durch unsere eigene Vergebungsbereitschaft das Licht und die Liebe Gottes erstrahlen zu lassen. Vielleicht gibt es einen Nachbarn, mit dem wir seit Jahren nicht mehr geredet haben, einen Verwandten, der sich aus längst vergessenen Gründen von uns abgewandt hat oder den Arbeitskollegen, mit dem wir zuletzt im Streit auseinander gegangen sind. Ein kurzes Telefonat, eine Mail oder WhatsApp-Nachricht kann das Wunder der Vergebung lebendig werden, alle Bitterkeit verschwinden lassen und so den Grundstein legen für ein wahrhaft glückliches neues Jahr: „Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (Römer 5:5)

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest sowie einen guten Rutsch ins neue Jahr 2020!

 

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3 Kommentare zu „Weihnachtsbotschaft: Das Wunder der Vergebung“

  1. Meine Familie und ich wünschen Ihnen ebenfalls ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest sowie ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2020! Machen Sie unverdrossen weiter. Unser Land braucht Sie!

  2. ein sehr schöner bericht.vor einigen tagen habe ich mich mit einer frau unterhalten die ich als links einordnen würde ich selbst bin ja eher konversativ geprägt wir haben gelcht und auch gemeinsamkeiten endeckt olch schöne gespreche würde ich mir auch im netz wünschen.aufjedenfall dnke ich positiv und wünsche dir lieber holger schöne feiertage und das beste im nächstem jahr

    1. Vielen herzlichen Dank! Das neue Jahr 2020 sowie das kommende Jahrzehnt werden meines Erachtens entscheidend für Deutschland und Europa. Lassen wir nicht nach und bleiben aufrecht und unserer gerechten Sache treu!

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