Wertschätzen statt verteufeln – 150 Jahre Reichsgründung

Am 18. Januar 1871, also vor 150 Jahren, wurde im Spiegelsaal von Versailles das deutsche Kaiserreich proklamiert. Angesichts der existenzbedrohenden Herausforderungen, mit denen wir Deutsche aktuell ringen, mag sich mancher fragen, welche Relevanz das Ereignis der Reichsgründung für unsere Gegenwart und Zukunft hat. Der Blick auf die Geschichte und deren Bewertung müssen schon deshalb für die künftige Entwicklung Deutschlands aber auch Europas von großer Bedeutung sein, weil die derzeit herrschenden Eliten einen großen Aufwand damit betreiben, eben diese Geschichte in ihrem Sinne zu manipulieren.

Ein Beispiel dafür ist die jüngste Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) aus Anlass eben jenes Gründungsjubiläums. Es war ihm anzumerken, wie ungern und lustlos er zu diesem Thema sprach, gleichzeitig aber mit offenkundiger Befriedigung feststellte, dass die Deutschen heute keine Beziehung zum Kaiserreich mehr hätten, mit den architektonischen und künstlerischen Zeugnissen jener Epoche nichts mehr anzufangen wüssten. Wir als freiheitlich-patriotische Opposition werden das ändern und dafür sorgen müssen, dass Steinmeier nicht recht behält. Warum ist das wichtig? Weil im Kaiserreich das Fundament gelegt wurde für die Stärke und Kraft der deutschen Nation, eine Kernsubstanz, von der wir noch heute zehren.

Die ostentative Geringschätzung unserer Generation für dieses Erbe, wie sie durch den Bundespräsidenten selbst zum Ausdruck gebracht wird, ist mit ein Grund für den aktuellen Niedergang Deutschlands. Andere Nationen hingegen, die jene Phasen ihrer Geschichte, da sie Erfolge und Fortschritte zu verzeichnen hatten, noch heute oder heute wieder ehren und zu würdigen wissen, weisen auch in der Gegenwart eine vielversprechende Entwicklung mit positiven Aussichten für die Zukunft auf. Nehmen wir nur das Baltikum, Polen, Ungarn oder auch Russland. Der zersetzende, destruktive Selbsthass der Westeuropäer ist diesen Völkern fremd und wird es, so Gott will, auch fürderhin bleiben. Stattdessen blicken sie mit Stolz auf die Zeit, da sie ihre Unabhängigkeit erlangten, Staaten wurden und in der Folge eine unerhörte Aufbauleistung vollbrachten. Verpflichtung gegenüber den Ahnen, ein gesundes Selbstvertrauen sowie der daraus erwachsene Optimismus schlagen sich heuer zum Beispiel in Polen aber auch im Baltikum in einem atemberaubenden wirtschaftlichen Erfolg nieder. Deutschland hingegen wird von seinen ehedem verspotteten, mit dümmlichen Witzen bedachten polnischen Nachbarn in spätestens zwanzig Jahren ökonomisch überholt worden sein und dann bestenfalls noch eine Existenz als allenthalben bemitleidetes Schwellenland fristen.

Konservativ sein, heißt im allgemeinen vor allem, das Gute zu bewahren und für die Bewältigung aktueller wie künftiger Herausforderungen nutzbar zu machen. Was war denn das Vorbildhafte im 1871 gegründeten Kaiserreich, auf das wir Deutschen der Gegenwart uns besser zurückbesinnen sollten? Hier nur einige Beispiele, auf die wir bei späterer Gelegenheit gerne noch präziser eingehen können.

Im Reich herrschte eine bemerkenswerte wirtschaftliche Liberalität, was eine Grundvoraussetzung für den legendären Gründerboom war. Von den staatlichen Reglementierungen unserer Tage war man zu Kaisers Zeiten Lichtjahre entfernt.

Ferner unbedingt erwähnenswert und mit dem vorherigen Punkt in direktem Zusammenhang stehend war die extrem niedrige Staatsquote von nie mehr als 14%. Diese Quote bezeichnet die Konsum- und Investitions-Ausgaben von Zentralstaat, Ländern und Gemeinden im Verhältnis zur Gesamtwirtschaftsleistung, dem Bruttoinlandsprodukt (BIP). Dementsprechend war die Steuerlast der Bürger im Kaiserreich beneidenswert niedrig, lag weiter unter der in Frankreich oder Großbritannien. Aktuell liegt die Staatsquote in der Bundesrepublik übrigens bei 50%, was auch in etwa dem entspricht, was der Fiskus den Arbeitnehmern von ihrem Einkommen wegnimmt. Übrigens hat selbst China momentan lediglich eine Staatsquote von rund 36%.

Einer freiheitlichen Wirtschaftsordnung, die weitgehend freien Wettbewerb, Rechtssicherheit, Privateigentum und Gewerbefreiheit gewährte, stand eine auf Effizienz und Effektivität hin orientierte Staatsverwaltung gegenüber. Auf 65 Millionen Einwohner im Deutschen Reich kamen 1891 nur 600.000 Verwaltungs- und Justizbeamte (heute sind es 5 Millionen).

Die Quote der Selbständigen war enorm hoch. Die Unternehmen verfügten im Durchschnitt betrachtet über eine gute Eigenkapitaldecke. Der Grad der außenwirtschaftlichen Verflechtung in Europa erreichte eine Intensität, die erst wieder in den späten 1970er Jahren zustande gebracht wurde. Dies betrifft auch Schlüsselbranchen wie die Montanindustrie.

Alldieweil sich der Staat auf seine unmittelbaren Kernaufgaben konzentrierte, gleichzeitig aber die Voraussetzung für die Entwicklung eines wirtschaftlich erfolgreichen Bürgertums schuf, wurden viele Fortschritte in Kultur, Bildung und Wissenschaft durch privates Mäzenatentum erreicht. Dadurch war in diesen Bereichen stets eine Rückkopplung zur Wirtschaft gegeben, wobei letztere auf den praktischen Nutzen der von ihr geförderten Projekte achtete. So kam es, dass im Deutschen Reich mehr geforscht und erfunden wurde als in jedem anderen Land der damaligen Welt. Heute gibt es kaum noch nennenswertes privates Mäzenatentum. Alles hängt am Staat, wird von diesem gefördert, so es politisch opportun erscheint, was wiederum zu einer verhängnisvollen Stagnation auf den meisten Gebieten führt.

Eine entscheidende Ursache dieses „ersten deutschen Wirtschaftswunders“ lag im modernen und leistungsfähigen Bildungswesen der wilhelminischen Epoche. Das dreistufige Bildungssystem erwies sich als zeitgemäß und effizient, da es nicht nur gesellschaftlichen Eliten zugute kam, sondern in die Breite wirkte und so den immensen Bedarf einer jungen dynamischen Wirtschaftsmacht an gut ausgebildeten Menschen erfüllen konnte. Die deutsche Analphabetenquote betrug um die Jahrhundertwende weniger als 1% (Frankreich: 10%, USA: 12%, England 9,6%). Entscheidende Weichenstellungen für die Schulpolitik waren die beiden Schulkonferenzen von 1890 und 1900, die beide auf Initiative des Kaisers zustande kamen und seine modernen Ideen in der Lehrplangestaltung berücksichtigten.

Natürlich lebten damals sehr viele Menschen in äußerst prekären Verhältnissen, aber oft unter doch besseren Bedingungen als noch hundert Jahre zuvor. Golo Mann schrieb über die Daseinsumstände im Reich folgendes: Die wirtschaftliche Blüte kam, solange sie dauerte, den breiten Volksmassen zugute. Bewundernswertes in der Förderung des Gesunden und Schönen leistete die Selbstverwaltung der Kommunen. Von weither kamen die Fremden, die in der geistreichen Arbeitswelt Berlins, in der behaglich freieren, gastlichen Atmosphäre Münchens oder Dresdens zu leben wünschten. Auf die Errungenschaften des liberalen Zeitgeistes war Verlass. Mochte das Beamtentum rauhbeinig sein, es kannte seine Pflichten und die Rechte der Bürger. […] Das Deutsche Reich war damals ein in seiner Wirklichkeit ungeheuer starker, konzentrierter, von dem Motor einer machtvollen Industrie vorwärtsgetriebener Nationalstaat.“

Bundespräsident Steinmeier hat in seiner eingangs erwähnten Rede den angeblichen Antisemitismus im Kaiserreich betont und in einen direkten Zusammenhang mit den Verbrechen der Nationalsozialisten gestellt. Fakt ist, dass unter Wilhelm II. ein – für damalige Verhältnisse – großzügiger Umgang mit Minderheiten gepflegt wurde, übrigens ganz im Sinne der preußischen Tradition. Der renommierte britische Historiker Niall Ferguson kommt so auch zu dem Urteil: „In der Tat litten die Juden im Kaiserreich unter keinerlei gesetzlicher Diskriminierung, und der Zugang zu Bildung und Berufsleben stand ihnen mindestens so weit offen wie anderswo in Europa.“ Ferner war der Kaiser mit vielen Juden eng befreundet. Der jüdische Reeder Albert Ballin war vom Ende der Monarchie derart schockiert, dass er sich am 9. November 1918, dem Tag der Ausrufung der Republik, das Leben nahm.

Auch politisch herrschte damals eine bemerkenswerte Freiheit. Einziges Tabu war Majestätsbeleidigung; ansonsten konnte man so ziemlich alles öffentlich sagen. Das spiegelte sich auch in der Presselandschaft wider, die anders als heute von großer Pluralität geprägt war. Um 1900 erschienen in Deutschland 1.200 Zeitungen, Magazine und Zeitschriften, darunter über 100 Tageszeitungen, 65 mit klarer politischer Ausrichtung. Selbst während des Ersten Weltkrieges konnte beispielsweise die englische Times in Berlin von jedermann gekauft werden.

Fazit: Jenes vor 150 Jahren proklamierte Deutsche Reich, welches uns Heutigen laut Steinmeier so gar nichts mehr sagt, schuf vielmehr die Substanz, von der wir nach so langer Zeit noch immer zehren. Dazu gehört auch, dass sämtliche Industriezweige, die nach wie vor das Wirtschaftsleben in der Bundesrepublik dominieren, ihre Wurzeln im Kaiserreich haben. Nicht vergessen sollten wir auch den Föderalismus. Alle Diktaturen, die auf die Monarchie folgten, haben sich dieses Föderalismus entledigt und so der damit verbundenen Freiheiten gegenüber einem übermächtigen, übergriffigen Zentralstaat. Es ist freilich kein Zufall, dass der Föderalismus aktuell wieder einmal unter Beschuss steht, so wie seit langem schon beinahe alles, was früher bewundernd und respektvoll mit Deutschland in Verbindung gebracht wurde. Doch was vor 150 Jahren die „verspätete Nation“ innert kürzester Zeit in wirtschaftlicher, wissenschaftlicher, kultureller sowie sozialreformerischer Hinsicht zum erfolgreichsten Staat der Welt machte (John C.G. Röhl), kann auch heute Zünd- und Treibstoff für eine erfolgreiche Bewältigung der Zukunft sein. Die Verachtung all dessen ist jedoch der Brandbeschleuniger des Untergangs.

 

Unterstützen Sie mein karitatives Engagement für verfolgte Christen im Südkaukasus. Vielen Dank!





Wir sollten in Kontakt bleiben! Jetzt Newsletter abonnieren!

Teilen Sie diesen Beitrag:

2 Kommentare zu „Wertschätzen statt verteufeln – 150 Jahre Reichsgründung“

  1. Hallo Holger, Ihren Betrachtungen stimme ich zu! Es war aber vor allem Fürst Otto von Bismarck als Reichsgründer, und damit der deutschen Nation. Er war historisch gesehen, der größte (verdienstvollste) Außen- u n d Innenpolitiker, den unsere Nation jemals gesehen hat. Das hat sogar ziemlich spät der SPD- Kanzler H. Schmidt anerkannt! Und der wurde bekanntlich durch Wilhelm II abgekanzelt, der dann gegen die ganze Welt den Krieg angezettelt hatte. In der Folge (nach Stresemann) müssen wir leider feststellen, dass unsere Außenpolitik wohl immer die Achillesferse oder größte Schwäche deutscher Politik war. Und die hat nach m.E. bis heute die Interessen unserer tüchtigen Nation in der Welt fast immer zu billig verkauft. (Da denke ich nicht nur an den völkerrechtswidrigen Verlust vom östlichen Usedom, Stettin und Breslau an die kommunistischen Ostpolen, und die Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung aus Ostpreußen und Pommern). Wenn die Franzosen ihre Interessen mit Diplomatie aushandeln, dann sind unsere Politiker banal mit dem (Steuer-) Scheckbuch unterwegs. . .Und der would-be-Churchill B. Johnson pokert seinen Brexit aus der EU zu Bedingungen, wie sie Norwegen schon hat – vermutlich ohne Austrittsmilliarden. Das bügeln wir dann vor allem im EU- Haushalt aus – – – Dr. med. vet. Horst Grünwoldt (Jg. 1945), Rostock

  2. Hans-Juergen Wuenschel

    Es ist beschämend, dass heute gewisse Kreise die Reichsgründung am 18. Januar 1871 zum Anlass nehmen, eine Kontinuität von damals bis in die Bundesrepublik zu ziehen. Sind wir so geschichtsvergessen? Gab es keinen 8. Mai 1945? Der britische Historiker Brendan Simms schreibt in seiner Biographie „Hitler“ auf S. 314: „… Der gemeinsame Auftritt von Hitler und Hindenburg (1933) fand inmitten alter preußischer Kriegsflaggen um den Bronzesarkophag Friedrich des Großen und der Anwesenheit mehrere Hohenzollern statt. Einer von ihnen, der ehemalige Kronprinz und NS-Anhänger Wilhelm von Preußen war in der Uniform eines Obersten der Totenkopfhusaren erschienen. Für Wilhelm II. wurde als abwesenden Kaiser symbolisch ein Platz freigehalten. … Der Reichspräsident drückte seine Hoffnung aus, dass… (damalige) die Vereinigung der deutschen Stämme als Beispiel für die Erbneuerung des gegenwärtigen Deutschland dienen möchte.“
    Es ist unerklärlich, dass fast 90 Jahre Jahre später es immer noch Personen, Medien und Einrichtungen gibt, die die Gründung eines Deutschen Reiches vor 150 Jahren bejubeln und dabei die Kontinuität, die mit dem Umweg über die freiheitliche Weimarer Republik, mehr oder weniger im Reich des Nationalen Sozialismus endete, vergessen.
    Angeblich sei dieses damalige Ereignis als nationale Einigung der Deutschen zu verstehen. Merkwürdig. Wurden nicht über 9 Millionen deutsche Männer und Frauen aus Österreich, Südtirol, Sudentenland, Ungarn, Rumänien Schweiz usw. ausgeschlossen? Gibt es für die heutigen Jubler zweierlei Deutsche? Damals schon begann, was Sozialisten ab 1933 professionell durchführten: Die Selektion der Deutschen nach gut und bös. Auch der Sozialdemokrat Helmut Schmidt sprach im Wahlkampf 1980 davon, dass hinter ihm die anständigen Deutschen stünden! Der sozialdemokratisch-protestantische Bundespräsident Gauck nannte die Landschaft der ehemaligen D“D“R Dunkeldeutschland. Warum müssen bestimmte Deutsche andere Deutsche aussondern? Hat damit nicht schon der Protestant Moritz von Sachsen im Vertrag von Chambord 1552 angefangen, als er die katholischen Bistümer Metz, Toul und Verdun an Frankreich verkaufte?
    Selbstverständlich waren im Kaiserreich Protestanten die guten Deutschen. Sozialdemokraten, Juden und Katholiken sollten als schlechte Deutsche beruflich behindert werden wie wie 60 Jahre später in der Zeit der Sozialisten 1933-1945, im östlichen Teil des protestantischen Deutschland sogar bis 1989.
    Im November 1918 stimmten die in Österreich lebenden Deutschen entsprechend dem Selbstbestimmungsrechtes der Völker zum überwiegenden Teil für ihre Zugehörigkeit zu der sich bildenden Weimarer Republik. Deren Verfassung sah die Einverleibung von Deutsch-Österreich in das Deutsche Reich vor. Doch die Siegermächte des von Frankreich und Großbritannien angezettelten 1. Weltkriegs verfälschten das Ergebnis dieses demokratischen Wunsches wie auch die für Deutschland ausgefallenen Abstimmungen in Schlesien, Eupen-Malmedy und Schleswig.
    Mit dem Versailler Vertrag erkannten die Siegermächte des 1. Weltkriegs – mit Ausnahme der USA – die Veränderung der politischen Landkarte von 1871 in Mitteleuropa an, deren Folgen in Großbritannien schlimmer als die französische Revolution angesehen wurden. Selbstverständlichen mussten die Siegermächte 1919 auch die traditionelle Gewaltpolitik des preußischen Königshauses anerkennen, denn sie folgten meist auch dieser politischen Methode. Sie mussten die bundeswidrigen Kriege Preußens gegen Dänemark 1864, 1866 gegen Österreich 1870/71 gegen Frankreich anerkennen, um nicht wegen ihrer ebenso völkerrechtswidrigen Kriegsführung 1914-1918 kritisiert zu werden.
    Was auf dem Wiener Kongress (1814/15) durch die europäischen Mächte für die Gestaltung von Politik einvernehmlich geregelt wurde, hatte Preußen obwohl Signatarstaat der Wiener Schlussakte durch die angeblich im Namen der Deutschen geführten „nationalen Einigungskriege“ unter Missachtung der Bestimmungen des Deutschen Bundes von 1815 verletzt. Der Staat, der die Vereinbarung von Wien als erster gebrochen hat, war Preußen. Nach dem französischen Imperialisten Napoleon I. sollte Europa ein friedlicher Kontinent sein. Frankreich und Großbritannien führten im 19. Jahrhunderts gegen Russland und in anderen Kontinenten Krieg. Doch in Mitteleuropa zerstörte Preußen ab 1864 die Hoffnung auf Frieden. Die protestantischen deutschen Sozialisten, die ihren eigenen mit einer satten Mehrheit ausgestatteten Kanzler einer Großen Koalition 1930 stürzten, zerstörten dann jede Aussicht auf Frieden bis 1945, stimmten sie doch am 17. Mai 1933 der außenpolitischen Ziele des Führers der Nationalen Sozialisten zu.
    Wenn in unseren Tagen etwas zum Erinnern geben sollte, dann sollte an die Maximen einer von Preußen durchgesetzten gewalttätigen protestantischen Politik von 1864-1945 gedacht werden. Warum musste es nach der Gründung des Königreiches in Preußen am 18. Januar 1701 noch 246 Jahre lang dauern, bis dieser gewalttätige Staat endlich als Störenfried der internationalen Politik endgültig aufgelöst wurde? Leider steht zu befürchten, dass auch unter dem neuen CDU-Vorsitzende Armin Laschet das seit dem Amtsantritt der preußischen Sozialistin Angela Merkel sich manifestierende unfreiheitliche Denken weiterhin Deutschland und Europa überschwemmt.
    Wie steht es mit der systematischen Schürung des Antisemitismus im damals beginnenden preußisch-deutschen Kaiserreich? Davon hat sich die protestantische Kirche, die von 1933-1945 den Führer der Sozialisten, Adolf Hitler, zum Nachfolger Martin Luthers erklärte, bis heute nicht glaubwürdig distanziert. Es ist Teil der preußisch-sozialistischen Kontinuität der deutschen Geschichte von 1871-2020. Selbst der protestantische Bundespräsident Steinmeier hofiert eher den antisemitischen Iran, das Konferenzen über die Leugnung des Holocaust abhält, als Israel.
    Wer heute die preußisch-deutsche Nationalverfassung von 1871 bejubelt, vergisst, dass zu einer modernen Verfassung Menschen- und Grundrechte gehören. Die Verfassung des Deutschen Reiches von 1871 war nur die Fortsetzung der Verfassung des preußisch dominierten Norddeutschen Bundes von 1867 (E. R. Huber, Dt. Verfassungsgeschichte), sie war nur ein Organisationsstatut. Darin unterscheidet sie sich von der Paulskirchenverfassung von 1849, die einen Katalog von Grundrechten aufgestellt hatte. Warum lehnten 1871 die mehrheitlich protestantischen Reichstagsabgeordneten einen Katalog von Grundrechten für die Deutschen ab? Vergebens hatte die katholische Fraktion im Reichstag die Aufnahme von Grundrechten, insbesondere der Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit sowie der Bekenntnis- und Kultusfreiheit und die Unantastbarkeit der kirchlichen Selbstverwaltung gefordert. Doch der mehrheitlich protestantisch-preußisch beherrschte Reichstag und selbstverständlich der auf den Antisemiten Luther fixierte Reichskanzler Bismarck lehnten diese Forderungen ab. Somit ist die von den Nationalen Sozialisten am 24.3.1933 vergewaltigte Weimarer Verfassung mit der Verfassung des Kaiserreiches vergleichbar. Es wird der geschichtlichen Bedeutung des Grundgesetzes nicht gerecht, wenn man dieses mit dem Staat des Kaiserreiches in Verbindung brächte. Nach dem Irrsinn der Zeit des Sozialismus von 1933-1945 war es die herausragende Tat der Verfassungsmütter und –väter 1949 in den ersten 20 Artikeln des Grundgesetzes die Grund- und Menschenrechte für das deutsche Volk in Erinnerung an die Menschenrechte der Paulskirchenverfassung von 1849 und der Weimarer Verfassung vom 11.8.1919 zu verankern. Es ist heute unfassbar, wenn gewisse altvordere, protestantisch-preußische, kaisertreue Kreise immer noch die Gründung des Kaiserreichs feiern wollen, da dieses weder freiheitlich noch menschenrechtswürdig gewesen ist. Zudem kommt noch hinzu, dass es nicht national dachte, sondern imperialistisch und kolonialistisch. Es strebte über die nationalen Grenzen hinaus – wie die angeblichen Nationalen Sozialisten, die von 1939-1945 Internationalisten oder Imperialisten gewesen waren. Es sollte herausfordernd sein, einmal nachzudenken, warum das Deutsche Reich des Sozialismus (1933-1945) in drei Bereichen mit dem preußisch-deutschen Kaiserreich (1871-1918) identisch gewesen ist: imperialistisch, antisemitisch, freiheits- und menschenrechtsfeindlich! Selbst das Schwarz-Weiß-Rot dieses Kaiserstaates wurden von diesen Sozialisten übernommen!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert