Nach AfD-Parteitag: Strategie- und Zukunftsfragen sind noch zu klären!

Ein zweitägiger Bundesparteitag der AfD ist nun vorbei. Welches Fazit kann gezogen werden? Zunächst war es ein äußerst unspektakulärer Parteitag mit wenigen Überraschungen. Selbst in der mit Spannung erwarteten Neuwahl des Bundesvorstandes setzten sich am Ende die Favoriten durch. Jörg Meuthen bleibt alter und neuer Bundessprecher und für Alexander Gauland wird nun der Sachse Tino Chrupalla aus Görlitz als zweiter Bundessprecher auftreten.

Ein ausgebildeter Handwerksmeister ohne akademische Laufbahn aus Ostdeutschland als Parteivorsitzender dürfte seit den Tagen des Sattlers Friedrich Ebert in der deutschen Parteiengeschichte definitiv selten vorgekommen sein. Insoweit repräsentiert Chrupalla allein schon mit seiner eigenen Biographie einen erheblichen Teil der bestehenden und potentiellen AfD-Wählerschaft. Hier darf man gespannt sein, welche Akzente Chrupalla in der Öffentlichkeit als auch im Bundesvorstand selbst setzen wird. Dennoch hat sich die Partei auf ihrem Parteitag kaum mit entscheidenden Zukunfts- und Strategiefragen auseinandergesetzt. Gewiss standen die Personalfragen von vornherein im Fokus der gesamten Veranstaltung. Aber wirkliche Inspirations- und Innovationskraft hat dieser Parteitag leider nicht ausgestrahlt. Dies konnte man auch an den Bewerbungsreden der Kandidaten für den Bundesvorstand erkennen.

Sicherlich sind auch die Kameras der Medien in Braunschweig auf die Parteitagsbühne gerichtet worden, was auch Zehntausende in den Livestreams verfolgen konnten. Aber müssen Bewerbungsreden wirklich bei jedem Kandidaten wie eine Wahlkampfveranstaltung auf dem Marktplatz wirken? Wo waren die konkreten Projekte, die für das kommende Jahr im Bundesvorstand avisiert werden? Wie werden mögliche Neuwahlen vorbereitet und was sind die Zielmarken für das Wahljahr 2021? Welche Strategie will die Partei hier in Zukunft verfolgen?

Meuthen und Gauland winkten schon einmal in die Richtung von Koalitionsoptionen mit der CDU und stimmten die Delegierten auf das Projekt „Regierungsfähigkeit“ ein. Doch dies ist freilich nur ein Maximalziel, welches einstweilen noch in weiter Ferne liegt. Der Weg zu einer AfD-Regierungsbeteiligung ist noch weit und darf nicht dazu führen, dass man eigene inhaltliche Positionen sowie insbesondere die klare und deutliche Vermittlung dieser Inhalte aufgibt. Mögliche Koalitionen dürfen nur dann eingegangen werden, wenn sie den Partner aus einer Position der eigenen Stärke dazu zwingen, auf die AfD zuzugehen. Die Personalfragen der AfD dürften also für die kommenden zwei Jahre geklärt sein. Antworten auf fundamentale Strategie- und Zukunftsfragen stehen noch aus.

 

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1 Kommentar zu „Nach AfD-Parteitag: Strategie- und Zukunftsfragen sind noch zu klären!“

  1. Eine sehr kluge Analyse. Hoffentlich macht die AfD nicht die gleichen Fehler wie die FPÖ, der jegliche tiefere Verankerung im Volk fehlt. Metapolitik ist das Zauberwort. Da sind uns die Linken um Lichtjahre voraus. Leider begreifen das die Verantwortlichen in der AfD nicht.

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