Der Münchner Panzerbär

In den letzten Kriegstagen, genauer gesagt vom 22. bis zum 29. April 1945, erschien in der untergehenden deutschen Reichshauptstadt die Frontzeitung Der Panzerbär. Es war ein letztes mediales Aufbäumen der Nationalsozialisten, das in der Schlacht um Berlin der Bevölkerung unbedingten Durchhaltewillen abnötigen sollte. Mit bizarren Schlagzeilen wie „Wir stehen und halten! Berlin – Wellenbrecher der roten Flut“ wurde das „Bollwerk gegen den Bolschewismus“ beschworen, welches vom „Gefechtsstand U-Bahn“ aus noch zu retten sei, wenn die in ihren Ruinen hockenden Deutschen nur „den längeren Atem“ hätten. Unbändige Hysterie versetzte die sich täglich dezimierende Leserschaft in Panik und Schrecken vor den sich unaufhaltsam nähernden Sowjets und war damit endgültig an die Stelle von wie auch immer zu bewertenden Argumenten getreten. Nach nur acht Ausgaben stellte das auf einer ausgedienten Rotationsmaschine in einer Ruine in der Kochstraße (dort steht heute das Springer-Hochhaus) gedruckte „Kampfblatt für die Verteidiger Gross-Berlins“ sein Erscheinen ein. Wenige Tage später kapitulierte die Wehrmacht und der Krieg in Europa war fürderhin vorbei.

Inzwischen ist Der Panzerbär wieder auferstanden. Nicht in Berlin, sondern in der anderen Hauptstadt, in München und zwar in Gestalt eines Strategiepapiers der CSU-Führung, also auch einer arg bedrängten Staatspartei, derer es in der jüngeren deutschen Geschichte ja total drei gab. Dieses Strategiepapier erklärt die AfD zum „Feind Bayerns“ und die CSU zum Bollwerk gegen den „braunen Schmutz“, der im Freistaat nichts zu suchen habe. Das hysterische Geschwurbel soll Ängste schüren, beschwört einen nachgerade manichäischen Endkampf zwischen Gut und Böse, fleht ganz im Stile des Panzerbärs den Sieg herbei und raunt von einer folgenreichen Niederlage, sollte die AfD tatsächlich ins Maximilianeum einziehen. Friedensverhandlungen waren vom Panzerbär nicht vorgesehen, und so kommt auch für dessen Neuauflage als CSU-Papier eine sachliche und faire inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD nicht in Frage. Triumph oder Untergang – in diesen Denkkategorien ist die einstige Partei von Franz Josef Strauß derweil angekommen. Es wird letzteres werden für die CSU im Oktober, denn Regierende, die einen Panzerbär brauchen, sind am Ende.

© Foto: Pixabay

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2 Kommentare zu „Der Münchner Panzerbär“

  1. Holger Gutknecht

    Denen fällt nichts mehr ein um das eigene Unvermögen zu verschleiern. Also müssen wir wieder mal herhalten. F.J. Strauß hätte sich zumindestens mit der Grundidee der AfD beschäftigt und nicht die Nazikeule geschwungen. War er nicht mal Nationalsozialistischer Führungsoffizier?
    Kann mich aber auch irren. Wenn Ja, dann können wir das ja auch nutzen und sie mit braunem Dreck bewerfen. Wie tief ist die CSU gesunken wenn sie auf solche blöden Ideen angewiesen ist.

  2. franz-josef strauß: zitat “rechts von uns ist nur die wand.” zitat ende. für alle, die kein bayrisch verstehen übersetze ich das mal ins hochdeutsche. der mann hat gesagt, die wahre heimat der braunen kacke ist die CSU! bei der söderjugend, dem bayrischen ableger der merkeljugend, (wie hiess die früher noch?) wurde und wird auch heute noch das horst wessel lied gesungen und sieg heil gegrölt. da schreien die diebe wohl: haltet den dieb.

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