2018 – Ein Hauch von Völkerfrühling weht durch Europa

Selten zuvor begann ein neues Jahr so spannend, ja beinahe verheißungsvoll. Es liegt ein Hauch von Umbruch in der Luft, zumindest aber die Ahnung, dass eine bestimmte Form der Politik und deren Protagonisten an ihr Ende gekommen sind. 2018 kann also ein Jahr werden, das neue Hoffnung bringt zu all jenen, die an der bisherigen Situation verzweifelten. Dies umso mehr, als der Sand unerbittlich durch das Stundenglas der Geschichte rinnt und mit ihm eine Chance nach der anderen, in diesem Lande das Ruder endlich noch herumzureißen.

2018 ist gleichwohl ein ausgesprochen symbolträchtiges Jahr und genau hier offenbaren sich historische Parallelen und somit berechtigte Gründe für Zuversicht und Vorfreude. Es war vor 200 Jahren, 1818 nämlich, als der deutsche Publizist Ludwig Börne erstmals den Begriff „Völkerfrühling“ prägte und damit vorwegnahm, was zu jener Zeit höchstens eine vage Hoffnung war, nämlich nationale Einheit, politische Freiheit und internationale Verbundenheit. Drei Jahre zuvor hatte der Wiener Kongress im Zuge der Metternichschen Restaurationspolitik die Fürstenherrschaft im neu gegründeten Deutschen Bund zementiert. Auf dem Territorium des vormaligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation existierten nun 38 souveräne Staaten unter dem nominellen Vorsitz Österreichs. Alle Hoffnungen, dass sich im Nachgang der napoleonischen Besetzung und den damit einhergehenden patriotischen Aufwallungen endlich ein deutscher Nationalstaat entwickeln würde, schienen dahin.

Unter diesen Umständen prägte Ludwig Börne also das Wort vom „Völkerfrühling“ und meinte damit nicht nur die Deutschen, sondern hatte dabei Europa insgesamt im Blick. Trotz aller repressiven Maßnahmen loderte das Freiheitsverlangen der Bürger überall auf. 1817 beging man das Wartburgfest, um gegen Fürstenwillkür und für ein einiges Deutschland zu demonstrieren. 1830 kam es schließlich zur Julirevolution in Frankreich und im selben Jahr erhoben sich die Polen gegen den Zaren, um sich von der russischen Fremdherrschaft zu befreien. Der sogenannte November- bzw. Kadettenaufstand wurde nach schweren Kämpfen blutig niedergeschlagen. 1832 folgte das Hambacher Fest als machtvolle Kundgebung auf deutschem Boden für nationale Einheit und Bürgerrechte.

Höhepunkt und vorläufiger Abschluss dieser vom europäischen Bürgertum getragenen revolutionären Bewegung waren die Jahre 1848/49. Als bedeutende Zentren der „Europäischen Revolution“ gelten neben Frankreich insbesondere die Staaten des Deutschen Bundes und der italienischen Halbinsel, Polen und das ebenfalls nach Unabhängigkeit strebende Ungarn. Im Osten Europas strahlten die Aufstände bis nach Siebenbürgen sowie in die Donaufürstentümer Walachei und Moldau aus. Zwar konnten sich die spätfeudalen und monarchischen Systeme Kontinentaleuropas mit Ausnahme Frankreichs noch bis 1917/18 halten, doch hatte mit der gescheiterten Revolution vor 170 Jahren zumindest deren Siechtum eingesetzt, welches im 1. Weltkrieg seinen fulminanten Abschluss fand.

Geschichte kennt freilich keine Wiederholungen, wenngleich sich die großen Umstürze wieder und wieder an denselben Widersprüchen entzünden. Auch heute dreht sich alles um jene drei konstitutiven Begriffe, welche Börnes Metapher vom „Völkerfrühling“ ausmachen: nationale Einheit, politische Freiheit und internationale Verbundenheit. Wir aber, fast zweihundert Jahre nach Ludwig Börne, müssen bewahren, was die freiheitsliebenden Patrioten damals überhaupt erst zu erkämpfen hatten. Unsere Einheit ist in Gefahr, weil massive Zuwanderung und supranationale Fremdbestimmung unsere identitätsstiftenden Grundlagen zu zersetzen drohen. Unsere Freiheit ist bedroht, weil mit dem staatlichen Kontrollverlust auch die Garantien für mühsam errungene Bürgerrechte verschwinden werden. Unsere Verbundenheit mit anderen Völkern steht auf dem Spiel, weil ethnische Vielfalt geopfert wird, um ein monokulturelles Drohnenheer für den globalisierten Arbeitsmarkt zu schaffen, auf dem jedes dann buchstäblich völlig entgrenzte Einzelindividuum des anderen erbitterter Konkurrent ist. Ohne Völker aber keine Nationen und ergo keine Freiheit.

Erleben wir gegenwärtig also einen zweiten „Völkerfrühling“? Ein Blick quer über den Kontinent und darüber hinaus lässt Zuversicht aufkeimen. Dabei handelt es sich auch heute in erster Linie um einen länderübergreifenden Aufstand gegen die bislang herrschenden Eliten. Vor 200 Jahren wurde Europa durch eine Kaste von Kaisern, Königen, Fürsten und sonstigen Adligen beherrscht, deren Mitglieder allesamt irgendwie miteinander verwandt oder verschwägert waren. Dieser erlauchte Kreis trennte sich von seiner Macht erst dann, als Revolutionen ihn dazu zwangen. Gegenwärtig sind die Völker Europas wiederum in der Hand einer Elite, deren Treiben von immer weniger Bürgern akzeptiert wird. Es sind Politiker, welche die Staaten und ihre Institutionen gekapert haben und mit genau der gleichen Selbstverständlichkeit als von Gott gegeben ansehen, wie es bei den Monarchen früherer Epochen der Fall war. Diese Eliten kämpfen derzeit um ihre Macht. Die „Karlsbader Beschlüsse“ Metternichs heißen unter Merkels Herrschaft „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ und verfolgt wird doch ein und dasselbe Ziel, nämlich die Herrschaftssicherung der dahinter stehenden Eliten.

Der Machtantritt oder wenigstens wachsende Einfluss sogenannter Populisten quer durch Europa könnte einen neuerlichen „Völkerfrühling“ wider eine abgehobene und bürgerfeindliche Nomenklatura einläuten. Die Zeiten, da ideologische Wahnideen wichtiger waren als der Wählerwille, scheinen allmählich vorbei zu sein. In diesem Kampf machen sich die Völker quer durch den Kontinent gegenseitig Mut. Freiheitsliebende Patrioten in Deutschland schauen nach Ungarn, Polen und Österreich oder zollen den Katalanen ihre Bewunderung. So war das schon früher. Der polnische Novemberaufstand von 1830/31 löste eine europaweite „Polenschwärmerei“ aus und vielerorts bildeten sich sogenannte Polenvereine. Man betrachtete den Novemberaufstand als Teil einer nationalen gesamteuropäischen Bewegung, was wiederum dazu führte, dass auf dem Hambacher Fest 1832 neben der schwarz-rot-goldenen deutschen Fahne auch die weiß-rote polnische Fahne gehisst wurde. In der Folge übernahmen deutsche Studentenverbindungen sogar die Pekesche, die Uniformjacke der polnischen Kavallerie, als Teil der studentischen Tracht.

Es ist diese innereuropäische Verbundenheit der Völker in ihrem Streiten für Freiheit und nationale Selbstbestimmung, welche wir der EU als Herrschaftsinstrument der internationalen Plutokraten zielgerichtet entgegensetzen. Es ist nun an Deutschland, nicht mehr länger nur Zuschauer dieser Entwicklung zu bleiben, sondern sich dem Aufbruch in Europa anzuschließen. Das Jahr 2018 wird zeigen, ob und wie dieser Frühling der Völker auch bei uns Einzug hält.

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1 Kommentar zu „2018 – Ein Hauch von Völkerfrühling weht durch Europa“

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